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Rückblick: DSAG-Jahreskongress 2023 – „Wunderbar wandelbar“

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Der DSAG-Jahreskongress 2023 in Bremen stand unter dem Motto „Wunderbar wandelbar – Gemeinsam neue Perspektiven schaffen“. Dieses Leitmotiv brachte eine zentrale Erkenntnis auf den Punkt: Wandel ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern ein dauerhafter Begleiter. Unternehmen sehen sich mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert – technologisch, wirtschaftlich, organisatorisch und gesellschaftlich. Die digitale Transformation ist längst nicht mehr nur eine Frage von Software oder Infrastruktur, sondern ein struktureller Eingriff in Prozesse, Geschäftsmodelle und Führungsverständnisse. Entsprechend drehte sich der Kongress nicht darum, ob der Wandel notwendig ist, sondern wie Unternehmen ihn bewusst gestalten können.

In den Keynotes wurde deutlich, dass die Zukunft der SAP-Landschaften verstärkt auf Plattformen, Cloud-Services und modulare Architekturen aufbauen wird. SAP positionierte sich klar in Richtung Cloud-First und betonte die Rolle von S/4HANA als zentrale betriebswirtschaftliche Basis. Gleichzeitig machte die DSAG sehr deutlich, dass Transformation nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich vertretbar und organisatorisch leistbar sein muss. Viele Unternehmen stehen noch am Anfang ihrer Reise, und gerade die Migration umfassender ERP-Landschaften ist komplex. Der Appell der Anwenderorganisation lautete daher, dass Innovationen auch für On-Premise- und hybride Betriebsmodelle zugänglich bleiben müssen. Es ging nicht um die Ablehnung der Cloud, sondern um Wahlfreiheit und Verlässlichkeit: Unternehmen möchten entscheiden können, wann und wie sie ihre Architekturen modernisieren – und nicht durch Produktpolitik dazu gedrängt werden.

Ein zweites großes Thema war die Künstliche Intelligenz. 2023 war das Jahr, in dem KI-Technologien in großem Stil in die öffentliche Wahrnehmung rückten. Auch hier vermittelte der Kongress ein differenziertes Bild. KI wurde nicht als magische Abkürzung in die Zukunft präsentiert, sondern als Werkzeug, das gute Daten, klare Prozesse und saubere Governance benötigt. Die Diskussion drehte sich weniger um spektakuläre Visionen, sondern um ganz praktische Fragen: Wo entsteht Nutzen? Welche Datenqualität ist notwendig? Wie verändern sich Rollen und Verantwortlichkeiten? Und wie wird der Einsatz von KI transparent und vertrauenswürdig gestaltet? Es wurde deutlich, dass viele Unternehmen zwar experimentieren, aber noch am Aufbau der strukturellen Voraussetzungen arbeiten.

Auch das Thema Nachhaltigkeit zog sich spürbar durch die Veranstaltung. Die Anforderungen an ESG-Berichterstattung, CO₂-Bilanzierung und regulatorische Transparenz steigen. SAP stellte mit dem „Green Ledger“ technische Bausteine vor, während die DSAG darauf hinwies, dass Unternehmen hierfür Prozesse, Datenmodelle und Verantwortlichkeiten klar definieren müssen. Nachhaltigkeit ist nicht länger ein Beiwerk, sondern wird zum aktiven Steuerungsfeld – sowohl in der Unternehmensführung als auch in der IT.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der DSAG-Jahreskongress 2023 vor allem ein Bewusstseinskongress war. Der Wandel wurde als etwas akzeptiert, das nicht vorübergeht. Die Diskussionen verdeutlichten die Spannungsfelder zwischen strategischer Vision und betrieblicher Realität. Während SAP deutlich in Richtung Zukunft und Cloud modellierte, erinnerte die DSAG daran, dass erfolgreiche Transformation Zeit, Verlässlichkeit und eine tragfähige Architektur braucht. Die zentrale Botschaft: Transformation lässt sich nicht verordnen – sie muss gestaltet werden. Und gestalten lässt sie sich nur dort, wo Zusammenarbeit, Transparenz und Wahlfreiheit gewahrt bleiben.

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